Die Produktion "Venedig im Schnee" ist abgespielt. Auf den Internetseiten der Zeitschrift Kultur erschien dazu folgende Besprechung:
09.03.2013 | Christina Porod
Kurz zum Inhalt
Zwei Liebespaare: Das eine, Jean-Luc und Nathalie, unerträglich turtelnd, wie frisch verliebt und bald verheiratet; das andere, Christophe und Patricia, frisch verzankt.
Patricia wird von ihrem Lebensgefährten Christophe zu einem Essen bei seinem ehemaligen Studienkollegen Jean-Luc mitgeschleift. Wegen der vorangegangenen Auseinandersetzung beschließt
Patricia kein Wort von sich zu geben, was beim Gastgeberpaar zu einem Missverständnis führt: Sie wird für eine Ausländerin gehalten. Anfänglich noch wütend über das seltsame Verhalten
der Gastgeber, findet sie jedoch schnell mit schelmischem Vergnügen Gefallen an ihrer Rolle als Flüchtling aus einem vom Krieg heimgesuchten armen Land. Und sie wird kreativ. Die
gekränkte Patricia erfindet eine Phantasiesprache, die in einem Land mit dem Namen Chouvenien gesprochen wird. Die Hochzeiter, die sich unaufhörlich mit ChouChou anreden, bemerken
Patricias Spott nicht. Im Gegenteil, sie zeigen Mitleid. Jean-Luc und Nathalie sind bestürzt über Patricias angebliches Schicksal und wollen ihr und ihren angeblich notleidenden
Landsleuten helfen. Die beiden überhäufen sie mit Spenden, die sie selbst - mehr oder weniger - nicht mehr brauchen. Ein hässlicher Pullover, abgelaufene Medikamente, eine Kuckucksuhr
oder Bundstifte wandern in Patricias Hände, die mit Freude zugreift. Christophe bleibt nichts anderes übrig als beim Zirkus seiner Freundin mitzumachen, die immer gieriger wird und
ihr Spiel auf die Spitze treibt. Doch als die Glaskugel mit Venedig im Schnee verschenkt werden soll, kippt die Stimmung.
Eingespieltes Quartett
Alle Amateur-Schauspieler überzeugen in ihren Rollen und sind ein eingespieltes Quartett: Die Turteltauben Elke Kikelj-Schwald als eifrig bemühte, aufgekratzte Gastgeberin Nathalie
und Edi Muther als Spaßvogel Jean-Luc, sowie Karl Müller als nüchterner, zeitweise verzweifelter Christophe und seine Partnerin Susanna Ackermann als kratzbürstige, diabolisch mondäne
Patricia. Das Publikum juchzt vor Freude, wenn das Ensemble mit großartiger Spielfreude und bestechendem Mienenspiel die Abwege westlicher Wohltätigkeit aufzeigt.
Das Bühnenbild zeigt einen einfachen Innenraum, das Esszimmer von Jean-Luc und Nathalie, inklusive Wandbehang und Kamin, indem der Fernseher sein Plätzchen findet. Die Wände bestehen
aus aufeinandergestapelten Kartons, auf einigen ist die Aufschrift fragile zu lesen. Eine Allegorie auf die Fragilität der Beziehung, die wie ein Kartonhaus
zusammenfallen kann oder ein Wink auf die Spenden, die in Kartons verschifft werden? Oder beides? Auf jeden Fall eine herzhaft erfrischende Gesellschaftssatire, die am gestrigen
Freitagabend mit tosendem Applaus im Gemeindehaus in Nüziders großen Gefallen gefunden hat.
Die Aufführungen fanden an folgenden Terminen statt:
Freitag, 22.02.2013, 20:00 Uhr (Premiere),
Samstag, 23.02.2013, 20:00 Uhr,
Sonntag, 24.02.2013, 17:00 Uhr
Freitag, 08.03.2013, 20:00 Uhr
Samstag, 09.03.2013, 20:00 Uhr und
Sonntag, 10.03.2013, 17:00 Uhr
Es spielten:
Susanna Ackermann, Elke Kikelj-Schwald, Edi Muther und Karl Müller.
Regie führte:
Augustin Jagg (Theater Kosmos)
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